Weniger krank wegen der Angst um den Arbeitsplatz

Weniger krank wegen der Angst um den Arbeitsplatz

“Irgendwie fühle ich mich nicht gut… Ich glaube, ich kriege ne Grippe. Aber krank zu sein, das kann ich mir überhaupt nicht leisten! Es wird schon wieder weggehen. Einfach nichts anmerken lassen.”

So denken heute immer mehr Arbeitnehmer. Doch ist diese Angst um den Job berechtigt und was hat dieses Verhalten für Folgen? Wer ist besonders betroffen?

Der Stand der Dinge:

Fakt ist, dass sich immer weniger Arbeitnehmer krank melden. Statistiken beweisen: Es ist der drittniedrigste Krankenstand seit 1970. Besonders in Krisenzeiten bangen auch immer mehr junge Arbeitnehmer um ihren Job. Denn, wenn rationalisiert werden muss, fallen zuerst die halben Stellen weg und es werden zuerst junge erst kurzfristig eingestellte Mitarbeiter entlassen.

Männer gehen sogar noch häufiger als Frauen krank zur Arbeit. Um etwa 20 Prozent weniger Krankmeldungen wurden im Vergleich zu 1970 aufgezeichnet. Dieses Rekordtief gibt aber Anlass zur Sorge. Jeder dritte Arbeitnehmer unter 30 Jahren ist laut einer Studie gegen ärztlichen Rat zur Arbeit erschienen und fast 50 Prozent haben sich für die Arbeit Medikamente verschreiben lassen.

Gründe für “krank” arbeiten:

Der Grund ist ganz klar: die Job-Angst treibt auch kranke Mitarbeiter zur Arbeit. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sinken die Krankenstände drastisch. Neben dieser Angst um den Arbeitsplatz sorgt auch die gestiegene Beschäftigung von Teilzeitkräften und Minijobbern. Dass die Krankenstände von Jahr zu Jahr etwas sinken, ist zwar erstrebenswert, denn dies sagt ebenfalls etwas über die gute Gesundheitsvorsorge aus und darüber, dass weniger Menschen schwerer körperlicher Arbeit nachgehen müssen.

Aber für so einen starken Abfall der Krankmeldungen sind andere Faktoren verantwortlich. Der Leistungsdruck in den Unternehmen nimmt immer mehr zu. Wenn rationalisiert werden muss, setzten Arbeitgeber auf verstärkte Kontrollen des Personals, um bei den kleinsten Fehltritten oder auffällig häufigen Fehlzeiten kündigen zu können. Dies treibt viele Arbeitnehmer dazu an, lieber krank als gar nicht ins Büro zu gehen.

Folgen der Job-Angst:

Obwohl die Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren, kosten die Lohnfortzahlungen während den Krankheitszeiten sie immer noch 20 bis 30 Milliarden Euro im Jahr. Deshalb wird von der Regierung angedacht, diese Fortzahlungen einzuschränken, was wohl dazu führen würde, dass noch mehr Kranke zur Arbeit erscheinen. Ein Teufelskreis.

Am schlimmsten sind jedoch verschleppte Krankheiten, die schnell zu chronischen Leiden ausufern können. So häufen sich die Muskel- und Skelettbeschwerden und besonders Rückenleiden werden nicht ordentlich auskuriert und behandelt. Kein Arbeitnehmer traut sich mehr Krankengymnastik beim Chef anzumelden aus Angst um den Job.

Aber immer mehr Bedeutung bekommen psychische Erkrankungen, unter denen besonders Frauen leiden. Seit 1976 hat sich ihre Anzahl mehr als vervierfacht. Schlafstörungen und Depressionen sind die dritthäufigsten Krankheiten, die eigentlich professionell behandelt werden müssten.

Einen Gefallen tut sich niemand damit, krank zur Arbeit zu gehen

Eins ist klar: Einen Gefallen tut sich niemand damit, krank zur Arbeit zu gehen. Es leidet nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Leistungsfähigkeit darunter. Auch Medikamente beeinflussen die Arbeitsweise stark. Wer nämlich nicht ordentlich arbeiten kann, aber darauf besteht, dass er gesund ist, steht wohl noch eher auf der Abschussliste. Auch steckt man nur unnötig Kollegen an.

Also: Wer krank ist, der bleibt zu Hause und kommt erst wieder, wenn es ihr oder ihm wieder besser geht. Klar muss man nicht beim kleinsten Schnupfen die Federn hüten, aber naht eine Grippe, ist sie umso schneller auskuriert, wenn man es ruhig angeht.