Die Tourismusbranche auf Reisen

Angst um den Job – Die Tourismusbranche auf Reisen

Frohe Ostern gab es dieses Jahr zumindest für den Tourismus nicht, denn zur jährlichen Stoßzeit im April 2020 kam es aufgrund der globalen Reisebeschränkungen zu einem Rückgang der internationalen Touristenankünfte um 97% laut der Welttourismusorganisation UNWTO. Im ersten Halbjahr schrumpfte die Anzahl der weltweiten Touristen um 65%, was einen Umsatzeinbruch von knapp 400 Milliarden Euro bedeutete. Insgesamt wird ein Verlust von bis zu einer Billiarde Euro und von etwa 6 Milliarden Arbeitsplätzen prognostiziert. Für Beschäftigte in der Tourismusbranche ist die Corona-Pandemie eine besonders schwerwiegende Bedrohung. Wann ist mit Lockerung zu rechnen und wie können sich Tourismusfachkräfte helfen?

Tourismus in Europa

Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein für die europäische Wirtschaft und selbst Länder wie Deutschland, deren Haupterzeugnisse die der Industrie sind, können immerhin 10% ihres Bruttoinlandsproduktes auf den Tourismus zurückführen. Der Tourismussektor unterteilt sich grob in Online- und Offline-Dienstleister, wobei beide durch den Rückgang der Buchungen benachteiligt sind. Beherbergungsbetriebe und Fremdverkehrsdienste mussten die größten Einbußen hinnehmen, während das Gastgewerbe stark von den aktuellen Richtlinien abhängig ist. In Großbritannien wurde eine Sperrstunde für sämtliche Gasthäuser um 22:00 Uhr ausgerufen, die ab dem 24.09 gilt. Die Situation ist also für alle Bereiche extrem instabil.

Adaption und staatliche Hilfe

Um überlebensfähig zu bleiben, muss sich der Tourismussektor anpassen. Die deutliche Zunahme an Arbeit aus dem Homeoffice mag nur eine Lösung für Online-Dienstleister sein, diese müssen jedoch hierfür offen sein, auch angesichts der drohenden neuen gesetzlichen Beschränkungen, die nach Spanien, Frankreich und Großbritannien sicherlich auch Deutschland erreichen werden. Mitarbeiter, vor allem aber Manager, müssen im Umgang mit Heimarbeit geschult werden und hierfür die richtigen Tools benutzen. Sie müssen ihr eigenes Homeoffice richtig organisieren, um denselben Arbeitsfluss zu erreichen, wie im Büro. Sie müssen sich an eine Routine halten und stärker darauf achten, Arbeit von Freizeit zu trennen, was bei der Heimarbeit oft nicht leicht ist. Diese Richtlinien gelten für alle Bereiche der Wirtschaft.

Natürlich ist dies keine Hilfe für diejenigen Branchen, deren Geschäft komplett eingebrochen ist. Ob dies Hotellerie oder Reiseveranstalter sind, kein noch so gutes Homeoffice-Modell kann für Erleichterung sorgen. Hier schreiten sowohl die Staaten als auch die EU ein. Am 19. Mai verabschiedete die Europäische Kommission das SURE-Instrument, welches den Mitgliedsstaaten ein Budget von 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, um die Risiken der Arbeitslosigkeit aufgrund eines Notstandes zu minimieren. Dieses Instrument wirkt hilfsweise als zweite Instanz hinter den jeweiligen nationalen Behelfspaketen wie Zeit- und Kurzarbeitergeld oder bezahlte Urlaube.

Wann erholt sich der Tourismus?

Es gibt verschiedene Szenarien, die für den weiteren Verlauf der Pandemie simuliert werden. Im Worst-Case-Szenario fällt der jährliche Umsatz des internationalen Tourismus auf nur ein Fünftel des Wertes aus 2019. Erholung wird für das nächste Jahr versprochen, jedoch soll sich laut dem Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes zumindest der Binnentourismus 2022 wieder auf dem Stand 2019 befinden. Trotz aller Bedenken zeigt sich die EU dem möglichen Wandel der Branche gegenüber positiv, denn ein Wiederaufbau, der notwendig sein wird, kann nachhaltig gestaltet werden und gleichzeitig den gesamten Sektor robuster gegen Notfälle wie die Corona-Pandemie gestalten.